Seit es Türme und Brücken gibt, mussten sie immer auch an schwer zugänglichen Stellen gepflegt und repariert werden. Das waren – aus heutiger Sicht betrachtet – meist sehr waghalsige Unternehmungen.
In siebzig Meter Höhe: Freihändig
Das dokumentiert ein Video aus den 60ger Jahren (Video-Link siehe unten): Wie von Geisterhand öffnet sich ganz oben in der Turmspitze der Meissener Albrechtsburg eine Schieferplatte. Durch das enge dunkle Loch schieben sich zwei Bohlen, auf die werden Bretter gelegt, um auf ihnen eine Leiter zu stellen. Erst dann klettert der siebzigerjährige Dachdecker ungesichert aus dem Loch auf dieses improvisierte Turmpodest. Freistehend auf dem 70 Meter hohen Podest befestigt er die Arbeitsseile. Dann beginnen die Reparaturen.
Die Kletter-Pioniere
Noch vor sechzig Jahren fehlte ganz einfach das Wissen und die technischen Möglichkeiten, um solche Höhen- und Tiefenarbeiten so sicher wie heute auszuführen. Die ersten Turm- und Brückenkletterer waren darauf angewiesen, dass sie z.B. von Menschen oder Tieren in einem „Seilkorb“ an dem Bauwerk hochgezogen wurden. Erst später hielten die aus der Seefahrt bekannten „Bootsmannstühle“ Einzug bei den Baukletterern. Das erleichterte die Arbeit enorm: Denn so waren die Kletterer in der Lage, sich unabhängig von außenstehenden Hilfen selbständig zu bewegen und zu positionieren. Trotzdem blieb die Arbeit für diese Pioniere der modernen Industriekletterei immer gefährlich.
Aktuelle High-Tech- und Sicherheit-Standards
Auch heute sitzen die Höhenkletterer noch immer in einer Art Bootsmannstuhl. Und dennoch ist „nichts mehr so, wie es mal war“: Alles ist viel sicherer geworden. Moderne und äußerst leichte High-Tech-Materialien halten höchsten Belastungen stand. Hinzu kommt, dass inzwischen immer nur „doppelt gesichert“ geklettert wird: Versagt zum Beispiel die Sicherungshalterung am Haupt-Kletterseil, dann fängt die mitlaufende Sicherung an einem zweiten unabhängig befestigten Seil den Kletterer sofort auf. Somit ist ein Absturz heute fast unmöglich geworden. Auch ein Profi-Kletterer kann ohnmächtig werden oder z.B. bei einem Insektenstich in Panik geraten: Dafür wiederum sind spezielle Ohnmachts- und Paniksicherungen in das Abseilgerät eingebaut.
Beste Technik kann Kletter-Partner nicht ersetzen
Aber auch die beste Technik nutzt nichts, wenn der Industriekletterer einmal hilflos in den Seilen hängt. Deshalb müssen Industriekletterer immer „im Doppelpack“ antreten: So kann ein Kollege den anderen in wenigen Minuten sicher abseilen.
Wie Höhenarbeiter gestern und heute arbeiten, können Sie sehr gut in folgenden spannenden und hochinteressanten Videos vergleichen:
Turmreparatur in den sechziger Jahren: Freihändig in 70 Meter Höhe:
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